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Die 80er Jahre: Die besten Zeichentrickfilme des Jahrzehnts V

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Auf zu den “Last but not least…”-Titeln, die 80er Trickfilmkunst betreffend. Da hat sich doch auch gleich noch ein Puppen-Animationsfilm unter die sonst ausnahmslos am Zeichenbrett entworfenen Empfehlungen geschmuggelt. Verdient gelistet zu werden, hat es Der dunkle Kristall allemal, auch wenn er eher zur “Style over Substance”-Fraktion gehört. Andere Titel im letzten Best-of für dieses Genres sind ähnlich streitbar. Sowohl der tapfere kleine Toaster als auch Mickey’s Christmas Carol lassen sich schon als kleine guilty pleasures meinerseits bezeichnen. Anders sieht es bei Totoro aus, der gewohnt niveauvolle Anime-Kunst aus den Ghibli-Studios abliefert, dieses Mal tatsächlich in erster Linie für die jüngeren und jüngsten Zuschauer. Und mit dem sperrigen Epos Daliás idök ist sogar was für die erwachsenen Kunstgourmets am Start.

Der tapfere kleine Toaster (Jerry Rees)

(USA 1987)

Brave_Little_Toaster_posterTjaha… ihr seht mich gerade abwägen: Gulity Pleasure? Ja…? Nein…? Also ein persönliches Pleasure ist dieser Film allemal, aber muss ich mich auch dafür schämen? Zugegeben, die Prämisse des Films ist komplett gaga. Ein Toaster als Titelhelde und ein ganzer Haufen anderer Haushaltsgegenstände als Protagonisten? What the Fuck? Umso erstaunlicher ist es jedoch, wie gut Dramaturgie, Inszenierung und Pacing in diesem herzlichen, grimmigen und mitunter ziemlich trippigen Trickfilmvergnügen funktionieren. Denn so dämlich die Idee auch scheint, so wunderbar, fantasievoll und alles andere als infantil ist ihre Umsetzung. In dieser warten zahllose mal lustige, oft spannende und mitunter sogar ziemlich grausame Abenteuer auf die Haushaltsgegenstände, die sich auf die Suche nach ihrem Besitzer begeben. Garniert wird das ganze mit Bildern und Songs, die ähnlich wie die Story zwischen hochwertiger TV-Kost, durchschnittlicher Kino-Kost und überraschend erwachsener, anspruchsvoller Symbolik pendeln… Ach scheiß drauf! Ignoriert die Prämisse. Dieser kleine tapfere Außenseiter verdient es durch und durch bei den interessantesten Trickfilmproduktionen des Jahrzehnts Erwähnung zu finden.

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Mein Nachbar Totoro (Hayao Miyazaki)

(Japan 1988)

My_Neighbor_Totoro_-_Tonari_no_Totoro_(Movie_Poster)Ja, Hayao Miyazaki und sein Studio Ghibli können nicht nur symbolträchtig, erwachsen und ambivalent, sondern auch einfach durch und durch kindgerecht. Im Gegensatz zu vielen anderen Anime-Produktionen des Hauses, die nicht mit Düsternis und Bizarrerien geizen ist Totoro ein astreiner Familien- und Kinderfilm, vor dem auch die Jüngsten keine Scheu zu haben brauchen. Aber wenn die Ghiblis einen Kinderfilm machen, dann auch so richtig: Zwischen großen Gefühlen, Mut, Angst und Hoffnung werden hier sowohl die Protagonisten als auch Zuschauer mehr als ernst genommen, daran ändern auch die vermeintlich leichten Themen und der zuckersüße titelgebende Waldgeist nichts. Totoro ist ein herzensguter, sanfter und gutmütiger Film, der mit viel Fantasie, Esprit und Liebenswürdigkeit das beste Mittel gegen jeden Anflug von Zynismus oder Verbitterung darstellt. Vermutlich der beste reine Kindertrickfilm der Dekade.

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Der dunkle Kristall (Jim Henson, Frank Oz)

(USA, Großbritannien 1982)

The_Dark_Crystal_Film_PosterDa isser. Der einzige genuine Animationsfilm, der sich ins 80er Best-of verirrt hat (Die Muppets mit ihren menschlichen Mit- und Gegenspielern fallen raus). In The Dark Crystal lassen Jim Henson und Frank Oz die Puppen tanzen und zaubern mit diesen einen wundervollen Hybriden aus Fantasyepos und knuddeligem Animationsfilm, der sowohl auf der fantastischen, als auch reizenden, als auch düsteren Seite eine Menge Schauwerte zu bieten hat. Dass dabei die Story mitunter etwas kurz kommt? Geschenkt… und ja auch irgendwie Standard, auch beim Live Action Fantasy der Dekade. Vor diesem brauchen sich die Puppen aus Thra folgerichtig nicht im geringsten zu verstecken. Mitunter wirkt der dunkle Kristall gerade durch den Rückgriff auf nicht menschliche Protagonisten sogar um einiges epischer und monumentaler als seine Konkurrenz von der Realfilm-Schule. Freunde der beiden Regisseure und Fans von gigantischen Fantasywelten à la Lord of the Rings sollten diesem Puppenabenteuer auf jeden Fall eine Chance geben.

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Mickys Weihnachtserzählung (Burny Mattinson)

(USA 1983)

mickeys-christmas-carol.20057Okay… jetzt könnte man wirklich meinen, mir gingen die Filme aus. Immerhin handelt es sich bei Mickys Scrooge-Version um einen TV- bzw. Videorelease. Und dazu noch um einen gerade mal 25-Minüter. Aaaaber, mit Mickeys Christmas Carol erleben wir nicht nur einen der markantesten Dagobert Duck Auftritte vor den Ducktales, zudem liegt hier mal schlicht Dickens Weihnachtsklassiker in einer seiner besten Interpretationen überhaupt vor. Ja, ich versteigere mich mal zu der These, dass Scrooge McDuck die beste Scrooge-Figur in der Filmgeschichte ist, und dass dieses kleine Juwel folgerichtig auch zu den schönsten Umsetzungen von A Christmas Carol (1843) gehört. Neben Gastauftritten von beliebten Disneyfiguren hagelt es in diesem Kurzfilmvergnügen große Pointen, spannende Momente und die nötige Brise Sentimentalitäten, die jeder gute Weihnachtsfilm braucht. Am besten jedes Jahr zum 24. abends mit der ganzen Familie schauen… und das Fest ist gerettet.

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Daliás idök (József Gémes)

(Ungarn 1984)

ccYaLPuh… noch einmal Nerven für sehr gehobene Trickfilmkost für Gourmets? An Informationen über Daliás idök heranzukommen – oder den Film überhaupt zu Gesicht zu bekommen – ist alles andere als einfach. Aber es lohnt sich. Anscheinend an in Ungarn sehr berühmten lyrischen Epen orientiert, wirft Daliás idök einen Blick ins mittelalterliche Ungarn und setzt dabei Zeichentechniken ein, die man sonst bei kaum einem Film zu sehen bekommt: Faszinierende, impressionistische Ölzeichnungen kreuzen sich mit naturalistischen, skizzenhaften Pinselstrichen und überästhetisierten Bombastgemälden zu einem einzigartigen Trickfilmerlebnis. Dieses verzichtet dann auch konsequent auf das gesprochene Wort und überlässt einem Erzähler in tiefstem Bariton das wunderschön anzuschauende Feld. Es gibt wohl auch eine englische Synchronisation mit gesprochenem Dialog mit dem Titel Heroic Times… aber ohne diese zu kennen, sage ich mal: Das macht nur halb so viel Spaß. Die ungarische DVD indes besitzt zumindest englische Untertitel. Aber wie gesagt, viel Erfolg beim Suchen und Finden dieses kleinen, vergessenen Zeichenmeisterwerks.


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